Versinkt Peru im Chaos?

Auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Bezirk Ortenau und des Weltladens Regentropfen in Offenburg informierte Jürgen Huber – langjähriger Verantwortlicher der Kirchenpartnerschaft Freiburg-Peru – über die politische Situation und das Hörgeräteprojekt der KAB in Lima.

KAB-Vorstandsmitglied Otto Meier, Schutterwald, konnte vor einer großen ZuhörerInnenschaft die hauptamtliche Arbeit des Referenten in Peru skizzieren. Vor 41 Jahren war der aus Appenweier stammende Huber nach Lima ausgewandert. Davor war er bereits einige Monate als Zivildienstleistender im Weltladen tätig. Seit über 35 Jahren ist er für die Koordination der Partnerschaft der Erzdiözese Freiburg mit der Kirche in Peru mit Sitz in Lima verantwortlich.

Viele Zuhörer und Zuhörerinnen waren der Einladung gefolgt

Korruption und schlechte Lebensbedingungen

„Sechs Präsidenten in sieben Jahren sind ein deutliches Zeichen für die Instabilität der sogenannten Demokratie in Peru,“ so Jürgen Huber.
In den letzten 20 Jahren haben sich die Lebensbedingungen der Menschen in Peru weiter verschlechtert. Auf Nachfrage, ob es eine Sozialversicherung gibt, erklärte er, dass 75% der Menschen im informellen Bereich arbeiten, so z.B. als Straßenhändler, Taxifahrer, in Haushalten oder Gelegenheitsjobs, die keine soziale Absicherung haben. Die Korruption frisst sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche: fünf Präsidenten der vergangenen 30 Jahre kamen nach der Amtszeit wegen Korruption ins Gefängnis, so Huber. Nach der Absetzung des 2022 gewählten Präsidenten Castillo kam es vor allem im ländlichen Bereich im Süden zu Unruhen. 50 Menschen wurden durch Polizei und Militär erschossen. Bis heute gibt es keine Untersuchungen und Anklagen gegenüber den Verantwortlichen dieses Massakers. Auch die jetzige vom Parlament eingesetzte Präsidentin Dina Boluarte wird nach ihrer Amtszeit angeklagt und ins Gefängnis gebracht werden, so die Einschätzung von Huber. Kongressabgeordnete sind mit der Drogenmafia und kriminellen Banden vernetzt. Gesetze werden erlassen, um die illegalen Geschäfte zu legalisieren. Richter wurden der Bestechung überführt. Für das Jahr 2026 sind Wahlen angesetzt. Bereits jetzt bewerben sich 38 Kandidaten/innen und ihre „Parteien“ um die Ämter und Sitze.

v.l. Astrid Keck, Elke Rogge, Ursula Boschert, Elke Oser, Willi Kieninger, Jürgen und Rosa Huber, Otto Meier

Hörgeräteprojekt der KAB in Lima

Jürgen Huber und seine Frau Rosa leiten das Hörgeräteprojekt der KAB in Lima. Seit 10 Jahren werden gebrauchte Hörgeräte aus Deutschland in den Räumen eines Gesundheitszentrums im Süden von Lima den Bedürftigen angepasst. Eintausend arme Menschen konnten bisher versorgt werden und können somit wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die Hörgeräte werden vertraglich an die Menschen kostenlos „ausgeliehen“. Die Menschen verpflichten sich regelmäßig zur Wartung in die Gesundheitsstation zu kommen. „Es ist ein Glücksfall,“ so Huber, „dass ein Migrant aus Venezuela, der als Hörgeräteakustiker ausgebildet ist, im Projekt Verantwortung übernommen hat. In Peru gibt es keine derartige Ausbildung. So können die Hörgeräte aus Deutschland angepasst und auch repariert werden. Das Projekt wird auch durch eine Hals-Nasen-Ohrenärztin begleitet. Aus der Zuhörerschaft wurde der Wunsch geäußert, noch mehr Hörgeräte nach Peru zu schicken. Der Weltladen Regentropfen ist weiterhin bereit, die gebrauchten Hörgeräte zu sammeln