Was ist Fairer Handel?

Der Welthandel ist ungerecht. Während einige Wenige vom wachsenden globalen Reichtum profitieren, haben Andere kaum eine Chance, ihre Lebensumstände zu verbessern. Gerade diejenigen, die die
Produkte unseres Alltags anbauen und herstellen, leiden unter niedrigen Weltmarktpreisen, prekären Arbeitsbedingungen und Ausbeutung. Der Faire Handel will dies ändern – indem er selbst eine gerechte Alternative zum unfairen Welthandel anbietet, aber auch durch Bildungsarbeit und politische Einflussnahme. Denn Fair Trade steht nicht nur für den Einkauf von fairen Produkten, sondern auch für eine globale politische Bewegung, die für mehr Gerechtigkeit im Handel eintritt – in Deutschland und weltweit.

Die 10 Grundsätze des Fairen Handels

Die Mitglieder der World Fair Trade Organization (WFTO) verpflichten sich zur Einhaltung von zehn Grundsätzen bzw. Prinzipien (engl. „principles“):

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Das Forum Fairer Handel* hat ganz aktuell die Broschüre „Zukunft Fair“ veröffentlicht, mit interessanten Stories zur Umsetzung der Prinzipien des Fairen Handels.

So lernen Sie die Kakao-Kooperative COOPROAGRO in der Dominikanische Republik kennen. Oder die palästinensische Organisation Canaan Fair Trade, die Kaffee-Kooperative RAOS in Honduras, Wax Industri in Indonesien, Turqle Trading in Süd-Afrika.

Die Broschüre enthält außerdem viele markierte Verweise auf weiterführende Publikationen des FFH. Diese sind in der digitalen Version verlinkt.

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ZUKUNFT FAIR

* Forum Fairer Handel ist der Verband des Fairen Handels in Deutschland. Sein Ziel ist es, das Profil des Fairen Handels zu schärfen, gemeinsame Forderungen gegenüber Politik, Wirtschaft und Handel durchzusetzen und eine stärkere Ausweitung des Fairen Handels zu erreichen.

Die 10 Grundsätze des Fairen Handels

1. Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen

Ziel von Fair-Handels-Organisationen ist die Bekämpfung von Armut. Produzent*innen werden unterstützt, sich von Einkommensunsicherheit und Armut zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und Eigentum zu entwickeln.

2. Transparenz und Rechenschaftspflicht

Geschäftsbeziehungen sind grundsätzlich transparent, mit Verantwortung für die Sensibilität von Geschäftsinformationen. Mitarbeiter*innen, Mitglieder und Produzent*innen werden in Entscheidungsprozesse einbezogen. Durch gute und offene Kommunikation werden allen Beteiligten relevante Informationen zur Verfügung gestellt.

3. Faire Handelspraktiken

Fair-Handels-Organisationen nehmen Rücksicht auf das soziale, wirtschaftliche und ökologische Wohlergehen der Produzent*innen und maximieren Gewinn nicht auf deren Kosten. Fair-Handels-Einkäufer*innen erkennen die finanziellen Nachteile der Produzent*innen und Lieferant*innen von Fair-Handels-Produkten an und stellen sicher, dass die Aufträge wie vereinbart bezahlt werden und die Bezahlung bei den Erzeuger*innen ankommt. Fair-Handels-Organisationen unterhalten langfristige Beziehungen, die auf Solidarität, Vertrauen und gegenseitigem Respekt beruhen und zur Förderung des Fairen Handels beitragen. Alle Akteure bemühen sich, den Umfang des Handels und die Vielfalt ihres Produktangebots zu erhöhen, um so den Fairen Handel und ein höheres Einkommens der Produzent*innen zu fördern. Der Faire Handel fördert und schützt die kulturelle Identität der Kleinproduzent*innen, die sich in ihren Produkten und Dienstleistungen widerspiegeln.

4. Faire Bezahlung

Eine faire Bezahlung setzt sich wie folgt zusammen: • Faire Preise: Transparente Preiskalkulation, die im Dialog aller Beteiligten frei ausgehandelt wird. Sie beinhalten einen fairen Lohn und einen fairen Gewinn. • Faire Löhne: Der Lohn ist gerecht, frei verhandelt und einvernehmlich festgelegt. • Lokaler existenzsichernder Lohn: Das Entgelt für eine normale Arbeitswoche ermöglicht einen angemessenen Lebensstandard für Arbeitskräfte und ihre Familien (dazu zählen unter anderem Nahrung, Wasser, Wohnung, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Transport und Kleidung).

5. Keine ausbeuterische Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit

Fair-Handels-Organisationen respektieren die UN-Kinderrechtskonvention und die lokalen Gesetze zur Beschäftigung von Kindern. Sie stellen sicher, dass es keine Zwangsarbeit gibt. Jegliche Beteiligung von Kindern am Produktionsprozess wird offengelegt und überwacht und darf nicht ihr Wohlergehen, ihre Sicherheit, ihre Bildung sowie ihr Spielbedürfnis beeinträchtigen.

6. Versammlungsfreiheit, keine Diskriminierung, Geschlechtergerechtigkeit

Niemand darf aufgrund von Herkunft, Kaste, Religion, Beeinträchtigung, Geschlecht, sexueller Orientierung, gewerkschaftlicher Zugehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, HIV/Aids-Status oder Alter diskriminiert werden. Fair-Handels-Organisationen fördern die Gleichstellung der Geschlechter und respektieren das Recht aller Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren.

7. Gute Arbeitsbedingungen

Das Arbeitsumfeld muss sicher und gesundheitsverträglich sein. Fair-Handels-Organisationen halten mindestens die nationalen und lokalen Gesetze und die ILO-Konventionen zu Gesundheit und Sicherheit ein. Die Arbeitszeiten und -bedingungen entsprechen den nationalen und lokalen Gesetzen und den IAO-Übereinkommen. Die Gesundheits- und Sicherheitspraktiken in den Erzeugergemeinschaften sollen stets verbessert werden.

8. Aus- und Weiterbildung

Fair-Handels-Organisationen fördern die Entwicklung und Fähigkeiten der Erzeuger*innen. In der direkten Zusammenarbeit mit Kleinproduzent*innen entwickeln sie Maßnahmen, damit diese ihre Managementfähigkeiten, ihre Produktionskapazitäten und ihren Zugang zu den Märkten verbessern können.

9. Förderung des Fairen Handels

Fair-Handels-Organisationen fördern das Bewusstsein für die Ziele des Fairen Handels und für die Notwendigkeit von mehr Gerechtigkeit im Welthandel. Sie setzen sich für die Ziele und Aktivitäten des Fairen Handels ein. Fair-Handels-Organisationen informieren über sich selbst, ihre Produkte und Produzent*innen. Werbung und Marketing erfolgen stets mit ehrlichen Mitteln.

10. Umweltschutz und Einsatz gegen den Klimawandel

Fair-Handels-Organisationen fördern klimafreundliche Wirtschaftsweisen, die ressourcenschonend, emissionsarm, kultursensibel, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig sind. Sie verringern ihre Treibhausgasemissionen und unterstützen Produzent*innen bei Klimaschutzmaßnahmen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel.

Eine vollständige Übersetzung der Prinzipien ins Deutsche kann unten heruntergeladen werden.

Die WFTO prüft ihre Mitglieder/Fair-Handels-Organisationen nach diesen Grundsätzen, die dann berechtigt sind, das Zeichen „Guaranteed Fair Trade“ in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen und auf ihren Produkten abzubilden. Auch die Konvention der Weltläden orientiert sich an diesen 10 Grundsätzen.

Stand: Oktober 2023

Hier noch mal der Link für die Broschüre des Forum Fairer Handel:

https://www.forum-fairer-handel.de//fileadmin/user_upload/FFH_Broschuere_ZukunftFair_2024_RZ_web.pdf