Filippinos bitten um Hilfe!

2015-02-23 Offenburg Misereor Fastenaktion Samaniego 21Am 23.2.2015 war Frau Jeremy Samaniego von Siargao (Philippinen) im Rahmen der MISEREOR-Fastenaktion zu Gast im Weltladen Regentropfen. In einem etwa halbstündigen Vortrag mit einigen wenigen, dafür umso eindrücklichen, wenn nicht bedrückenden Grafiken, stellte sie uns vor, wie die Fischer, die von SIKAT betreut und unterstützt werden, ihr zumeist ärmliches Leben bereits an den Klimawandel anpassen müssen:

  • Nicht genug, dass sie auf das ertragreichere Dynamitfischen verzichten müssen – das dort wegen Meeresschutz verboten ist – und dies nach einer gewissen Zeit auch tun, weil sie verstanden haben, dass es um ihre Zukunft geht.
  • Nicht genug, dass sie Regenwasser sammeln, um in den trockenen Zeiten weiterhin, immer schlammiger werdendes Wasser zum Waschen und Trinken haben.
  • Obendrein kommen die länger dauernden Regengüsse, gegen die unsere Starkregen fast schon wie ein Karikatur wirken, welche zu Überschwemmungen führen und Wege unpassierbar sowie das Fischen unmöglich oder lebensgefährlich machen.
  • Obendrein kommen Taifune, die immer häufiger und vermutlich auch stärker werden, wie zum Beispiel Hayan, der über 6000 Filippinos das Leben kostete.
  • Obendrein kommen Vertreibung aus ihren Häusern, die sie mit eigenen Händen aufgebaut haben, um Platz zu machen für eine Touristenanlage, damit diese die geschützten Mangroven direkt zum Frühstück bereits bestaunen können.

Und dann… versagte Frau Samaniego die Stimme und Tränen kamen: „Bitte helfen sie uns.“ Im Namen ihrer Landsleute und v.a. der Fischer und ihrer Familien, die sie im Rahmen ihrer Arbeit bei SIKAT betreut, bat sie uns um Hilfe bei der Eindämmung des Klimawandels und dessen Folgen. Sie möchte nicht mit dem Finger auf uns zeigen, sie möchte nicht nach Schuldigen suchen. Sie möchte, dass wir alle gemeinsam den Klimawandel stoppen und die Folgen gemeinsam erträglicher machen. Dass wir gemeinsam nach Anpassungsstrategien suchen.

Es folgte noch eine Filmvorführung, die das gesagte bildhaft unterstrich und den Zuschauern auch aufzeigte, dass der schönste Blick von einer Hotel- oder Bungalowanlage auf ein Stück Natur vorher vielleicht schon vergeben war, egal wie ökologisch die Anlage gebaut und betrieben ist.

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem nach der Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei gefragt. Frau Samaniego berichtete, dass die Fischer die meist in Englisch verfassten Gesetze mittlerweile gut verstehen und ihre Rechte gegenüber den Politikern und der Polizei einfordern können. Diese passen ihre Verhaltensweisen immer mehr den Bedürfnissen der Fischer an, wenn es auch noch ein weiter Weg zur kontinuierlichen Umsetzung von Recht und Gesetz sowie einer Bottom-Up-Demokratie ist. Sie ist zuversichtlich, dass die Empowerment-Strategie richtig ist und den Fischern mehr Rechte verschafft, ihnen die Einhaltung von Verboten klarer wird und somit ein nachhaltiges Leben wiederhergestellt werden kann, ohne auf die Verbesserung des – im Vergleich zu uns – geringen Lebensstandards zu verzichten.

Abschließend sollten wir uns ertappt fühlen, dass wir in den Industrieländern deutlich mehr Anstrengungen unternehmen müssen als die Menschen in den weniger „entwickelten“ Ländern dies je tun können. Es liegt an uns in Nordamerika, in Europa und v.a. auch in Deutschland unseren Ressourcenverbrauch drastisch zu senken. Es liegt an uns, mit einem neuen Lebensstil, der mit weniger Stil (Dingen) und mit mehr Leben gefüllt wird und somit als Vorbild für andere Industrieländer sowie für Schwellen- und „Entwicklungsländer“ wirken kann. Denn bisher ist in vielen Ländern des Südens unser Lebensstil im Norden das Erstrebenswerte schlechthin. Dies können wir unserer Erde und den Menschen nicht wirklich zumuten.

Lasst uns mehr tun als unser Gewissen zu beruhigen.

Ihr Jochen Walter