Libera Terra – befreite Erde

Blühender Mohn unter Olivenbäume

„Unsere Produkte sind mehr als nur Lebensmittel. Sie sind ein Zeichen des Widerstands gegen die Macht der Mafia.“ (Pater Luigi Ciotti, Gründer von „Libera“)

Seit 1982 gibt es in Italien ein Gesetz, das es dem italienischen Staat ermöglicht, Mitglieder der Mafia zu enteignen. Ein weiteres Gesetz ermöglicht es, diese Güter Sozialkooperativen zur Bewirtschaftung zur Verfügung zu stellen. Häufig sind die Ländereien in einem Zustand völliger Verwahrlosung und müssen für die landwirtschaftliche Nutzung erst wiederhergestellt werden. Basierend auf diesen Gesetzen wurden auf Sizilien, in Apulien, Kalabrien und in anderen Regionen Italiens Sozialkooperativen gegründet, um gerade junge Menschen eine Perspektive in einem legalen Lebensumfeld jenseits der Mafia zu bieten.

Mafia? Welche Mafia?

Mafia-Touristenkitsch
Foto: Fair-Handelszentrum Rheinland

Wussten Sie, dass vier von fünf Geschäften in Palermo Schutzgeld, den sogenannten „Pizzo“ an die Mafia bezahlen? Dass das, was für den Tourist auf Sizilien so romantisch dargestellt wird, in Wirklichkeit für die Menschen in den strukturschwächsten Regionen Europas bittere Konsequenzen für den Alltag hat?

Die Mafia beherrscht das komplette gesellschaftliche Leben, unterstützt von gut ausgebildeten Personen in Schlüsselpositionen, die sich von der Zusammenarbeit mit der Mafia Vorteile versprechen. Ausserdem haben sich verschiedene Mafia-Organisationen global ausgebreitet und sind international aktiv, auch in Deutschland.

Der Kampf gegen die Mafia

„Wir bezahlen kein Schutzgeld“
Foto: Fair-Handelszentrum Rheinland

Man sieht sie inzwischen immer mehr, Geschäfte, die den Aufkleber von „Addiopizzo“ auf ihre Eingangstür kleben und so signalisieren, dass sie kein Schutzgeld bezahlen, und nicht zuletzt Schilder an Gebäuden oder vor Feldern auf dem Land, die kundtun, dass es sich um vom Staat konfiszierte Gebäude oder Ländereinen handelt, die im Besitz der Mafia waren: Es sind diese Zeichen des Kampfes gegen die Mafia, die ihre Existenz sichtbar werden lassen.

Der Kampf gegen die Mafia ist so alt wie die Mafia selbst, und immer wieder hat es mutige Menschen gegeben, die sich der Mafia entgegenstellten und dies häufig mit ihrem Leben bezahlten.

Dieser Widerstand und die Empörung über zahlreiche Morde der Mafia an Politikern und Richtern hat zur Verabschiedung zweier Gesetze geführt, die entschiedene Werkzeuge zur Überwindung der Mafia sind.

  • Das erste Gesetz macht die Zugehörigkeit zur Mafia strafbar und ermöglicht, die Vermögenswerte eines Mafioso zu konfiszieren.
  • Das zweite Gesetz ermöglicht die Rückgabe der konfiszierten Güter an die Gemeinschaft, indem es sie für soziale Projekte zur Verfügung stellt. Er wurde von der Anti-Mafiaorganisation „Libera“ initiert und ist die Grundlage für alle Anti-Mafia-Kooperativen.

Libera Terra

Unter der Marke „Libera Terra“ produzieren italienische Sozialkooperativen hochwertige Bio-Lebensmittel auf Ländereien, die im Besitz der Mafia waren und vom italienischen Staat konfisziert wurden.

Sie schaffen so legale Arbeitsplätze, wo Menschen zu fairen Bedingungen beschäftigt werden. Zugleich schaffen sie in Regionen, in denen die Mafia seit Generationen die Menschen unterdrückt, eine neue Normalität.

Libera Terra wurde 2001 von dem katholischen Priester Don Luigi Ciotti gegründet, um vor allem arbeitslosen Jugendlichen eine legale Perspektive jenseits der Mafia zu ermöglichen. Seit 2001 wurden weitere Kooperativen gegründet, die gemeinsam unter dem Markenname Libera Terra Produkte vermarkten. Die zusammengeschlossenen Kooperativen beschäftigen rund 200 Personen, davon über 30 Prozent Mensche mit Behinderungen. Sie bewirtschaften zusammen eine Fläche von ca. 1500 Hektar.

Libera Terra Mediterraneo ist ein Kooperativenverband, von dem das Fair-Handelszentrum Rheinland seit 2010 Produkte importiert und in Deutschland vertreibt.

Zu ihm gehören neun Libera Terra-Sozial-Kooperativen in Sizilien, Apulien, Kalabrien und Kampanien, sowie einzelne Bauern, die mit den Kooperativen zusamenarbeiten.

Solidale Italiano Altromercato

Die italienische Fair-Handelsorganisation Altromercato hat mit der Marke „Solidale Italiano“ eine Produktlinie fair gehandelter italienischer Produkte eingeführt. Die Produkte mit dem Label Solidale Italiano werden in Italien von sozial- und umweltverträglichen Landwirtschaftsbetrieben hergestellt, die nach den Prinzipien des Fairen Handels, wie sie die World Fair Trade Organisation (WFTO) formuliert hat, arbeiten. Die Einhaltung der Kriterien wird vom WFTO-Mitglied Altromercato garantiert. Die Produkte von Solidale Italiano stammen von Sozial-Kooperativen, die konfiszierte Mafia-Ländereien bewirtschaften, sowie Kooperativen mit eigenem Land, die sich im Kampf gegen die Mafia (z.B. bei „Addiopizzo“, s.u.) engagieren und darüber hinaus besonderes soziales Engagement zeigen.

Die Produkte

Die Mitgliedskooperativen von Libera Terra Mediterraneo und die Produzenten von Solidale Italiano legen großen Wert auf den hochwertigen Anbau und die sorgfältige Verarbeitung ihrer Produkte. Erklärtes Ziel ist es, beste Qualität zu produzieren. Die meisten Produkte sind aus kontrolliert biologischem Anbau.

Alle Bilder und Logos wurden uns freundlicherweise vom Fair-Handelszentrum Rheinland zur Verfügung gestelt. Fair-Handelszentrum Rheinland ist Betreiber des „legal&lecker“-Shops, das die „mafiafreien“ italienische Produkte von Libera Terra und Altromercato, aber auch von der Kooperative Valdibella und der Genossenschaft GOEL Bio anbietet.

Für mehr Informationen:
www.legalundlecker.de/shop