Frank Herrmann in Offenburg

Im Rahmen der Fairen Woche 2021 war der Sachbuch-Autor Frank Herrmann am 25. Oktober zu Besuch in Offenburg, um über seine Reise nach Kalabrien, den Ex-Bürgermeister vom italienischen „Integrations“-Dorf Riace, Domenico Lucano, zu berichten.

Ziel seiner Italienreise war der Besuch des Projekts „No Cap“, einem Netzwerk, das sich für die Integration von Geflüchteten in Süditalien einsetzt.

Der Weltladen Regentropfen unterstützt dieses Engagement, indem er „No-Cap“-Produkte zum Verkauf anbietet.

Foto: Öko & Fair Umweltzentrum Gauting

Süd-Italien: Schier endlos erstrecken sich Felder mit Gemüse und Zitrusfrüchten bis zum Horizont, 500.000 Hektar Land, eines der größten und fruchtbarsten Anbaugebiete Italiens. Vieles von dem, das in Deutschland als gesund und vitaminreich auf den Tisch kommt, stammt von hier. Schon seit 500 Jahren wird hier Korn und Gemüse für das ganze Land angebaut, inzwischen für nahezu ganz Europa.

Was viele Konsumenten in Deutschland und in anderen Ländern Europas nicht wissen oder nicht wissen wollen: Rund ums Mittelmeer ernten überwiegend Flüchtlinge aus Afrika unter ausbeuterischen Bedingungen dieses Obst und Gemüse für den europäischen Markt.

Die Migranten und Migrantinnen leben in menschenunwürdigen Behausungen aus Karton, verrostetem Wellblech und aufgeschnittenen Plastiktüten. Bei Regen steht das alles im Schlamm. Um die Baracken herum Müll, wohin man blickt: zerbeulte Autos, in denen angeschlagene Waschbecken lagern, kaputte Fahrräder, aus denen man vielleicht ein neues basteln könnte. Während der Tomatenernte leben bis zu zweitausend Menschen hier. Es sind Geflüchtete aus Westafrika, aus Mali, Niger und Senegal – Illegale. Auch ein paar Syrer und Afghanen sind darunter. Nachdem die Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete 2018/2019 vom früheren Innenminister Matteo Salvini, Mitglied der rechtspopulistischen Lega, abgebaut wurden, sind viele Migrant*innen in solchen Ghettos gestrandet.

Wo die Unsichtbaren schuften

Ein inoffizielles System von Vermittlern verteilt sie an die Betriebe, die ihren täglichen Bedarf melden. Das System nutzt die Hilflosigkeit der Menschen aus, weil sie keine Aufenthaltsgenehmigung oder Duldungspapiere haben oder ein Asylantrag abgelehnt wurde und eine Abschiebung droht. Um auf die oft isolierten Feldern der landwirtschaftlichen Produktion zu kommen sind diese „Invisibili“, die Unsichtbaren, oft auf improvisierte Transporteure mit riskanten Transportmitteln oder auf caporalato (Kontaktleute der Mafia) angewiesen, die einen Teil der (ohnehin schon miserablen) Bezahlung der Landarbeiterinnen und Landarbeiter im Austausch für den Transport erpressen können.

No Cap bedeutet übrigens „no caporalato“ = keine illegale Anwerbung unterbezahlter Landarbeiter.

SPENDEN FÜR NOCAP – Öko & Fair Umweltzentrum Gauting

Öko & Fair Umweltzentrum Gauting sammelt Spenden mit Crowdfunding und vertreibt die Produkte von NoCap in Deutschland.

Mit den Spenden werden mehrere Projekte zur Integration von Geflüchteten in Süditalien unterstützt. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Bericht über den Ex-Bürgermeister vom italienischen „Integrations“-Dorf Riace folgt im nächsten Artikel!