Durchblick im Siegel-Dschungel (2)

In diesem Jahr dreht sich unter dem Motto „Fair steht dir – #fairhandeln für Menschenrechte weltweit“ bei der Fairen Woche alles um das Thema Textilien. Dabei stehen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften in der Textil-Lieferkette im Mittelpunkt.

Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch vor knapp neun Jahren hat viele Menschen wachgerüttelt. Das große Unglück, bei dem über 1.100 Menschen starben, steht noch heute als Beispiel für die katastrophalen Zustände in den Fabriken der Textilindustrie. Einige positive Entwicklungen haben seitdem stattgefunden, doch noch immer gilt die Textil-Lieferkette als extrem anfällig für Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme. Unbezahlte Überstunden, ein Lohn, der nicht zum Leben reicht und fristlose Kündigungen sind nur ein Teil der Problematik. Schnell wechselnde Kollektionen und Modetrends, niedrige Preise und Fast Fashion kommen hinzu und erhöhen den Druck auf Näher*innen im Globalen Süden, die innerhalb kürzester Zeit Massen an Kleidung produzieren.

Wie wir uns kleiden und was wir essen, ist nicht egal

Mit unserem Lebensstil bringen wir unsere Werte zum Ausdruck. Immer mehr Menschen achten dabei auf soziale und ökologische Kriterien.

Ökologische Faktoren:

  • Hoher Einsatz von Pesti- und Insektizide
  • Verunreinigung von Gewässer
  • Hohe CO2 Emissionen
  • Mikroplastik beim Waschen von Kleidung aus Polyester

Soziale Faktoren:

  • Existenzsichernde Löhne
  • Vereinigungsfreiheit
  • Hohe Arbeitsbelastung
  • Gewalt am Arbeitsplatz vor allem für Frauen
  • Kinderarbeit

Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist ein weltweit angewendeter Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern und damit ein wichtiges Textilsiegel. Er definiert umwelttechnische Anfordungen entlang der gesamten textilen Produktionskette sowie Sozialkriterien. Die Qualitätssicherung erfolgt durch unabhängige Zertifizierung der gesamten Textilkette. www.global-standard.org

Die Fair Wear Foundation ist eine unabhängige Stiftung mit Sitz in Amsterdam, die mit Bekleidungsmarken, Textilarbeitern und Branchengrößen zusammenarbeitet, um die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken zu verbessern. Die FWF ist in elf Produktionsländern weltweit tätig: Bangladesch, Bulgarien, China, Indien, Indonesien, Myanmar, Mazedonien, Rumänien, Tunesien, Türkei und Vietnam.Die FWF verfügt in allen Ländern über lokale Auditoren und Trainer, die in engem Kontakt mit dem Sitz der Stiftung in Amsterdam stehen. www.fairwear.org

Eine Variante des klassischen Fairtrade Siegels, das auf fair gehandelten Lebensmitteln zu finden ist, stellt das Fairtrade Cotton Label dar. Dieses ist seit 2005 auf Baumwollprodukten zu finden und garantiert gerechte Arbeitsbedingungen und faire Löhne für die Mitarbeiter auf den Baumwollplantagen. Die Fairtrade-Vorgaben für die Produzenten sind deutlich höher als die bereits genannten ILO-Standards, jedoch gelten diese lediglich für den Anbau und nicht für die Unternehmen in den nachfolgenden Verarbeitungsschritten. Zudem wird der Bio-Anbau finanziell gefördert. Textilien mit diesem Siegel müssen zu 100% aus zertifizierter Baumwolle bestehen, womit ein Beimischen von anderen Fasern nicht erlaubt ist. Seit 2016 arbeitet Transfair an der Weiterentwicklung des Textilstandards, um für die gesamte Wertschöpfungskette gerechte Bedingungen zu etablieren. www-fairtrade-deutschland.de

Das blaue Naturtextil Siegel vergibt der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN). Der IVN setzt dabei sehr hohe Maßstäbe, da die gesamte Wertschöpfungskette in Bezug auf die geltenden Kriterien zertifiziert wird, sprich vom Anbau der Fasern bis hin zum Endprodukt. So sind in allen Herstellungsstufen Chemikalien und synthetische Materialien verboten. Für die Kleidungsstücke sind ausschließlich Naturfasen aus biologischem Anbau zugelassen, wodurch insbesondere die Kreislaufwirtschaft gefördert werden soll. Ebenso verpflichtend für alle Unternehmen in der Lieferkette sind strenge Sozialstandards, die die ILO-Kernarbeitsnormen garantieren (ILO = International Labour Organization). Die Normen beinhalten die Beseitigung der Zwangsarbeit, das Verbot von Kinderarbeit, ein Diskriminierungsverbot und das Recht auf Kollektivverhandlungen. Das Siegel verwenden aktuell etwa 40 Marken und Produktionsbetriebe, unter anderem Maas Naturwaren, Cotonea oder Engel Sports. www.naturtextil.d

Natürlich gibt es noch viele weitere Fair trade Kleidung Siegel und Zertifikate anderer Initiativen, wie z.B. „Textiles Vertrauen“, „der Grüne Knopf“ usw. Teilweise folgen diese sogar strengere Vorgaben als die hier vorgestellten internationalen Label. Manchmal gibt es jedoch auch Firmen, die ihre Produkte mit den Bezeichnungen „grün“ oder „sozial“ nur besser vermarkten wollen. Manche kleinere Hersteller verzichten auch auf eine teure Zertifizierung.

Kaufen Sie Ihre Kleidung deshalb im Fairen Handel, da sind Sie auf jeden Fall auf der sicheren Seite.