Fairer Handel – Was ist fair?

Kann ich den verschiedenen Siegeln vertrauen? Kann ich sicher sein, dass wirklich fair drin ist, wo fair draufsteht?

So fragen uns viele Kundinnen und Kunden, zur Zeit besonders häufig, weil gerade ein kritischer Bericht im „Spiegel“ erschienen ist.

Gerne möchten auch wir Ihnen ein paar Antworten geben und auf die Webseiten eines Fairhandelsimporteurs und einer Siegel-Organisation verweisen.

Stichwort Mengenausgleich: Ist die komplette Menge einer Zutat fair gehandelt?

Bei uns im Weltladen:

Wenn Sie in unserem Weltladen ein Lebensmittel kaufen, das nur aus einer Zutat besteht, also Tee, Nüsse, Zucker, Kaffee, Kakao usw., dann können Sie sicher sein, dass der gesamte Inhalt wirklich fair gehandelt ist. Dies gilt für die Waren von GEPA, DWP oder El Puente, unseren anerkannten Fair-Handels-Lieferanten, die ausschließlich im Fairen Handel tätig sind. Die Kleinbauern bekommen einen garantierten, kostendeckenden Preis, der höher liegt als auf dem Weltmarkt üblich. Zusätzlich wird eine Fairhandelsprämie gezahlt, die für Gemeinschaftsaufgaben wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur verwendet wird, je nach Beschluss der Produzentengemeinschaften. Dazu kommen weitere Leistungen. Dafür steht auch, das wir ein Mitglied des Weltladen-Dachverbands sind und uns an die Konvention der Weltläden halten. Demnächst mehr dazu.

Im konventionellen Handel:

Wenn Sie ein Fairtrade-gesiegeltes Produkt von einem konventionellen Hersteller kaufen, der auch konventionelle Ware vertreibt, dann kann es sein, dass mit dem sogenannten Mengenausgleich gearbeitet wird. Er kann angewandt werden bei den Produkten Kakao, Rohrzucker, Fruchtsäfte und Tee.

Der Mengenausgleich bedeutet: Die eingekaufte und dann wieder verkaufte Menge an Fairtrade-Produkten in der gesamten Lieferkette muss sich entsprechen. Wenn ein Schokoladenhersteller in Deutschland beispielsweise 1000 Tonnen faire Kakaobohnen einkauft, darf er nur soviel Schokolade als fair gesiegelt verkaufen, wie aus 1000 Tonnen Kakaobohnen hergestellt werden. Es wird also gewährleistet, dass hierzulande nicht mehr Produkte mit dem Fairtrade-Siegel verkauft werden, als faire Rohwaren im Ursprungsland eingekauft wurden. Der Mengenausgleich bedeutet aber, dass physisch die Kakaobohnen in der Schokolade nicht alle fair gehandelt sind, sondern dass eine Vermischung mit konventionellem Kakao stattgefunden hat. Dieser Mengenausgleich muss auf der Verpackung deklariert werden. Da steht dann zum Beispiel: Kakao mit Mengenausgleich.

Fazit:

Es ist also mit dem Mengenausgleich so ähnlich wie beim Ökostrom: Auch der „grüne“ Strom ist nicht von konventionellem Strom zu unterscheiden, wenn er aus der Steckdose kommt. Trotzdem kommt der Mehrpreis beim grünen Stromerzeuger an. Fairtrade Deutschland gibt gute Gründe an, warum ein Mengenausgleich sinnvoll sein kann. So wird beispielsweise kleinen Erzeugern, die keine eigene Verarbeitungsanlage haben, ein Marktzugang ermöglicht.

Bei den Fair-Handels-Lieferanten unseres Weltladens, der GEPA, DWP oder El Puente gibt es keinen Mengenausgleich. Die echte physische Rückverfolgbarkeit der Produkte bis zu den Produzentenorganisationen ist gewährleistet. Dies ist einer der Gründe, warum die Fair-Handels-Lieferanten das Fairtrade-Siegel nicht mehr verwenden. Sie sagen: Unsere Standards sind höher als beim Fairtrade-Siegel.

Einzige Ausnahme ist der GEPA-Orangensaft, hier wird mit Mengenausgleich gearbeitet. Die Orangenproduzenten sind Kleinbauern, die ihre – verhältnismäßig kleinen – Orangenernten bei großen örtlichen Saftkeltereien abliefern, die gleichzeitig auch konventionelle Orangen zu Saft und Konzentrat verarbeiten und bei den einzelnen Anlieferungen nicht trennen können.

Stichwort Mischprodukte:  Sind alle Zutaten aus fairem Handel?

Bei uns im Weltladen:

Ein anderes kritisches Thema sind Mischprodukte wie Schokolade, Kekse oder Müsliriegel, bei denen nicht alle Zutaten fair gehandelt sind.

Es gilt jedoch die Regel: Bei Mischprodukten müssen alle Zutaten, die es fair gibt, auch aus fairem Handel stammen. Nur dann darf das Produkt ein faires Siegel tragen. Ein Beispiel sind unsere Bio-Kekse der GEPA. Hier kommt das Bio-Weizenmehl, eine mengenmäßig wichtige Zutat, aus Deutschland, denn es gibt kein Weizenmehl aus fairem Handel. Die anderen Zutaten, Zucker, Nüsse und Vanille, sind bio und fair gehandelt. Angestrebt wird bei der GEPA ein möglichst hoher Fairhandelsanteil. Die Höhe des Fairhandelsanteils in Prozenten steht auf der Verpackung; ebenso ist aufgeschlüsselt, welche Zutaten woher stammen.

Stichwort Preiskalkulation: Wie setzt sich der Verkaufspreis zusammen?

Bei uns im Weltladen:

Dazu gibt die GEPA genaue Beispiel-Kalkulationen, die wir Ihnen bei uns im Weltladen gerne auf Anfrage zeigen. Zugegeben: einen ziemlich großen Anteil bekommt das Einzelhandelsgeschäft (bei Lebensmitteln je nach Warengruppe und Abnahmemenge zwischen 10% und 40%). Auch wir im Weltladen Regentropfen freuen uns über die Gewinnspanne. Wir kalkulieren so, dass wir am Ende des Jahres alle Löhne, Miete, Nebenkosten und natürlich unsere Lieferanten bezahlen können. Sollte dennoch etwas übrig bleiben, so wird dies in den Laden oder in Projekte unserer Lieferanten investiert. Ein spannendes Thema und ein weiterer Grund, am besten bei uns einzukaufen…

Weitere Infos

Finden Sie auf unserer Webseite oder z.B. bei der GEPA in den FAQ’s unter „Faire Preise bei der GEPA“ oder unter „Transparenz und Lieferkette“. Zum Fairtrade-Siegel finden Sie Infos bei Fairtrade Deutschland e.V.. Ganz viele allgemeine Informationen zum Thema Fairer Handel finden Sie auch unter www.fairtrade.de.